Anleitung: Wie man eine Sägekette richtig schärft
Jede Sägekette – und wenn sie noch so gut ist – wird mit der Zeit stumpf. Bei Arbeiten mit der Motorsäge sollte man aber immer auf eine scharfe Sägekette achten. Denn nur mit einer scharfen Kette lässt sich die Leistung der Motorsäge optimal auf den Schnitt übertragen. Der Schnitt gelingt somit schneller und man benötigt weniger Kraft. Das Arbeiten geht also leichter von der Hand – das freut nicht nur den Anwender sondern auch die Kettensäge. Denn so lässt sich der Verschleiß der Säge senken, was wiederum der Langlebigkeit zugutekommt. Die eigene Sägekette regelmäßig zu schärfen lohnt sich also.
Das Beste dabei: Die Kette zu schleifen ist gar nicht so kompliziert wie man denkt. Doch wie soll man die Sägekette schärfen? Welcher Winkel soll beachtet werden? Und ist eine Feile das richtige Werkzeug? In der folgenden Anleitung wollen wir darauf eingehen, wie eine Sägekette richtig zu schärfen ist, was man beachten sollte und welche Hilfsmittel die Arbeit erleichtern.
Allem voran kommt die Vorbereitung
Auch an stumpfen Sägeketten besteht Verletzungsgefahr. Daher heißt es zunächst: Arbeitshandschuhe anziehen und eventuelle Empfehlungen des Herstellers beachten.
Bevor man mit der eigentlichen Schärfarbeit beginnt, sollte die Sägekette sorgfältig gereinigt werden. So werden Harz und andere Rückstände entfernt und man schärft später direkt den Zahn anstatt sich erst durch Anhaftungen feilen oder schleifen zu müssen. Auch die Verschleißmarkierungen auf dem Dach des Schneidezahns können nun erkannt und die Sägekette auf Beschädigungen hin untersucht werden.
Danach widmet man sich der Kettenspannung. Die Kette soll so gespannt sein, dass sie sich beim Feilen nicht rückwärts bewegt und das Schneidglied nicht seitlich kippen kann. Wird die Kettenspannung verändert, sollte nach dem Schärfen darauf geachtet werden, wieder die gewünschte Ursprungsspannung einzustellen.
Die Motorsäge muss beim Schärfen ordentlich fixiert sein. Dazu kann man die Säge in einen Schraubstock oder Feilbock einspannen. Ist man im Wald, kann man auch einen Baumstumpf einsägen.
Am Ende des Schärfvorgangs sollen alle Zähne gleich lang sein. Daher wird nun der kürzeste Zahn gesucht und mit einem Farbstift markiert – hier beginnen wir mit dem Schärfen. So lässt sich auch leicht erkennen, wenn alle Schneiden bearbeitet worden sind. Dieser Zahn wird nun in eine gute Feilposition geschoben und die Kettenbremse aktiviert. So ist die Kette optimal gesichert. Ist der Zahn kürzer als 4 mm, gilt es, die Kette auszutauschen.
Die Wahl der richtigen Feile
Zum Schärfen von Sägeketten gibt es spezielle Rundfeilen, sogenannte Sägekettenfeilen. Bei der Auswahl sollte man auf den Durchmesser achten. Die optimale Sägekettenfeile sollte 1/5 bis 1/10 ihres Durchmessers über das Zahndach hinausragen. Somit steht der richtige Feilendurchmesser in Abhängigkeit zur Zahnhöhe, welche sich wiederum von der Kettenteilung ableiten lässt. Es ist einfach, die Kettenteilung selbst zu ermitteln. Sie gibt den Absatz der Nietbolzen von Mitte zu Mitte an. Zur Bestimmung misst man den Abstand von 3 Nieten und teilt den Wert durch 2. Anschließend rechnet man das Ergebnis in Zoll um.
Anhand der folgenden Tabelle lässt sich nun der optimale Feilendurchmesser ermitteln:
Kettenteilung in Zoll | Feilendurchmesser |
.404 | 5,5 mm |
3/8 | 5,2 mm |
.325 | 4,8 mm |
1/4 | 4,0 mm |
Passender Schärfwinkel sorgt für Schnittleistung
Der Wahl des richtigen Winkels kommt eine bedeutende Rolle zu. Dieser liegt zwischen 25 und 35 Grad. Zur besseren Orientierung ist auf dem Zahndach häufig eine Markierung angebracht, die den Schärfwinkel beim Auslieferungszustand darstellt. Das hilft bei der Einhaltung des Originalzustands.
Letztlich richtet sich der Schärfwinkel auch nach dem zu bearbeitenden Holz. Wird Hartholz oder gefrorenes Holz verarbeitet, so wird ein Schärfwinkel zwischen 25 und 30 Grad empfohlen. Bei nicht gefrorenem Weichholz kann der Winkel auf 35 Grad erhöht werden, was zu einer höheren Schnittleistung führt. Der flachere Winkel bei Hartholz und gefrorenem Holz sorgt für eine Verringerung der Vibrationen und einen ruhigeren Lauf der Kettensäge.
Für das Einhalten des richtigen Schärfwinkels empfiehlt es sich, ein Schärfgitter zu verwenden. Damit wird der Winkel vorgegeben, mit dem die Feile geführt werden soll. Ein solches Schärfgitter ist günstig und beim Schärfen durchaus sehr hilfreich.
Es kann geschärft werden
Zunächst werden alle in einer Richtung liegenden Schneidezähne bearbeitet. Im ersten Durchgang wird also nur jeder zweite Zahn bearbeitet. Anschließend dreht man die Kettensäge, spannt sie erneut ein, und schärft dann die verbleibenden Zähne.
Beim Feilen wird von innen nach außen gearbeitet. Für den Halbmeißelzahn gilt: Die Bearbeitung des Zahnes findet parallel zum Zahndach statt. Der Vollmeißelzahn ist etwas anspruchsvoller zu schärfen. Hier ist es wichtig, eine stabile Spitze am Übergang von Haupt- zu Nebenschneide zu erhalten. Deshalb wird die Feile zusätzlich in einem Winkel von zehn Grad von unten nach oben geführt. Eine Bearbeitung der Verbindungs- und Treibglieder ist bei beiden Sägekettenarten nicht notwendig.
Beim Schärfen wird die Sägekettenfeile mit beiden Händen geführt. Eine Hand ist am Griff, die andere Hilft bei der Führung der Feile. Der Daumen soll seitlich aufliegen, damit die Feile leicht in Richtung Zahn gedrückt werden kann. Es empfiehlt sich, Feile und Unterarm in einer Linie zu führen. Das macht es leichter, den passenden Schärfwinkel einzuhalten.
Der eigentliche Schärfvorgang soll nur in der Vorwärtsbewegung der Feile durchgeführt werden. Das Zurückziehen der Sägekettenfeile findet also weg vom Zahn statt. Die Lebensdauer der Feile kann erhöht werden, wenn sie regelmäßig gedreht wird. Ein einseitiger Verschleiß der Feile kann dadurch vermieden werden.
Jeder Zahn wird so lange bearbeitet, bis er scharf ist. Das erkennt man daran, dass die Schneidkante des Zahnes keine Abrundung oder Verletzung mehr aufzeigt. Es liegt also eine saubere Kante beim Übergang von der Schneide zum Zahndach vor.
Den Tiefenbegrenzer nicht vergessen
Der Tiefenbegrenzer bestimmt, wie tief ein Zahn in das Holz einschneiden kann. Ist der Abstand zwischen dem Tiefenbegrenzer und der Zahnspitze zu klein, kann die Kettensäge nicht genügend Material abtragen und die Schnittleistung nimmt ab. Ist der Abstand hingegen zu groß, schneidet die Säge zu tief ein. Die Folge: Eine erhöhte Rückschlaggefahr und Vibrationen. Die Position des Tiefenbegrenzers sollte daher nach etwa drei- bis fünfmaligem Schärfen angepasst werden.
Zur Anpassung empfiehlt sich die Verwendung einer Tiefenbegrenzerlehre. Da der Tiefenbegrenzer je nach Holzart eine unterschiedliche Position haben soll, ist auf einer solchen Lehre „Soft“ für weiches Holz und „Hard“ für hartes und gefrorenes Holz gekennzeichnet. Wird der Tiefenbegrenzer mit der „Hard“-Einstellung nachgezogen, hat dies zur Folge, dass der Zahn später nicht so tief ins Holz einsägt.
Ist die passende Einstellung für den Tiefenbegrenzer gewählt, wird die Tiefenbegrenzerlehre auf die Sägekette gelegt und die Höhe des Zahns kontrolliert. Ragt der Zahn über die Lehre hinaus, wird er mit einer Flachfeile nachgearbeitet und das Ergebnis im Anschluss wieder mit der Lehre geprüft. Ist der Tiefenbegrenzer mit der Lehre bündig, so hat er die gewünschte Position erreicht. Tiefenbegrenzer sind im Neuzustand häufig abgerundet. Trifft dies auf die geschärfte Kette zu, so sollte die Rundung beim Tiefenbegrenzer wiederhergestellt werden, um die ursprüngliche Form beizubehalten. Diesen Vorgang wiederholt man für alle Tiefenbegrenzer.
Fazit
Eine Sägekette zu schärfen, ist nicht so kompliziert, wie man im ersten Moment denken mag. Nach ein paar ersten Gehversuchen läuft das Nachschärfen schnell besser von der Hand und natürlich macht auch hier Übung den Meister. Mit ein paar einfachen Hilfsmitteln kann man sich die einzelnen Schärfschritte erleichtern und erreicht ein konstant gutes Schärfergebnis. Auch wenn es mal schnell gehen muss hat man so immer eine scharfe (Akku-)Kettensäge griffbereit. Die Freude, mit einer selbst geschärften Kette zu arbeiten gibt es obendrauf. Einfach ausprobieren!